Nützliche Tipps zum Pferdekauf

Ob man ein Auto kauft, eine Immobilie oder ein Pferd, es gibt immer bestimmte Tips die einem beim Kauf helfen können. Mein Dank gilt hier ein paar Freunden meinerseits, die sich mit Pferdekauf in Spanien sehr gut auskennen und einigen freundlichen, zur Verfügung gestellten Erfahrungen anderer, wie natürlich auch meinen eigenen Erfahrungen. Anbei nun alle Tips in zusammen gefasster Form:

 

1) Lasst Euch von "angeblichen" P.R.E. oder P.S.L. - bevor Ihr nach Spanien fliegt - immer erstmal ein Foto von den Papieren zeigen oder sucht das Pferd im Onlinestutbuch. Denn es kommt immer häufiger vor, dass sowohl Züchter, als auch Vermittler Verkaufspferde als reinrassigen "P.R.E." oder "P.S.L." auszeichnen, obwohl die Pferde keine Papiere haben. Andalusier, Lusitanos oder Cruzados (also ohne Papiere) sind - bei vergleichbarer Ausbidlung und Qualität - aber nunmal immer günstiger als reinrassige Pferde mit Papieren, da mit papierlosen Pferden nicht gezüchtet werden kann. Solche falsch ausgezeichneten Angebote sollten einem aber vielleicht auch dazu veranlassen den Verkäufer/Vermittler hinsichtlich seiner sonstigen Aussagen genauer zu durchläuchten. Schwarze Schafe gibts halt leider überall.

 

2) Lasst Euch aussagekräftige Fotos und Videos von den Pferden schicken, die Euch interessieren. Spanien ist etwas größer als Deutschland oder Österreich oder die Schweiz. Es ist daher sinnvoll sich vorher genau zu überlegen welche Pferde einen wirklich interessieren. Denn ansonsten verfährt man in Spanien schnell mal 2500km und mehr. Dazu kommt, dass die Autobahn in Spanien ausserhalb der Städte größtenteils mit einer Mautgebühr belegt ist. Hier kosten 350km round about 35 Euro. Zwar kann man auch andere Straßen fahren als die Autobahn, aber diese ist durch die Maut doch wirklich sehr gut ausgebaut und wenig befahren. Man kommt sehr schnell voran.

 

3) Verhandeln - in Spanien ist Verhandeln Gang und Gebe. Eigentlich wie beim Autokauf. Die Preise werden grundsätzlich etwas höher angesetzt, da davon ausgegangen wird, dass verhandelt wird. Wer das also nicht tut, verschenkt bares Geld. Man muss sich auch bewußt sein: Ein Pferd was länger als 1 Jahr zum Verkauf steht, ohne verkauft zu werden, ist den Preis am aktuellen Markt nicht wert. Das heißt zwar nicht, dass das Pferd den Preis nicht wert ist. Es bedeutet nur, dass aktuell keiner bereit ist, den Preis zu zahlen.

 

4) Desto weiter man im Landesinneren kauft, desto günstiger werden in der Regel die Pferde. Das liegt einfach daran, dass die Grundstücke direkt an der Küste entlang deutlich teurer sind als im Landesinneren. Wenn man also an der Küste ein Gestüt oder einen Verkaufsstall betreibt, muss man diese Kosten ja auch irgendwie mit einkalkulieren und an den Käufer weitergeben - völlig legitim, denn von irgendwas muss man ja leben. Das gleiche gilt für größere Städte wie Madrid oder so, denn auch hier sind die Grundstückpreise deutlich teurer... auch hier kosten Pferde mehr. Ebenfalls gilt: Desto größer und nobler das Gestüt aufgemacht ist, desto besser die Pferde versorgt und trainiert werden, desto teurer die Pferde - also quais wie überall auf der Welt. Die günstigsten Pferde wird man wohl in Nordspanien finden, da hier der Tourismus deutlich geringer ist und somit auch die Nachfrage. Und da die Nachfrage bekanntlich das Angebot regelt... Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel ;-)

 

5) Nehmt Euch Zeit um über den Kauf nach zu denken, eine Rückabwicklung eines in Spanien gekauften Pferdes ist bei einem Pferd, was schonmal bei Euch steht, deutlich schwieriger bis unmöglich als wenn ihr ein Pferd in Eurem eigenen Land kauft.

 

6) Kein Pferd ohne Kaufvertrag kaufen. Was man in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht macht, sollte man auch nicht in Spanien machen. Immerhin steht das Pferd ja doch ein paar tausend KM entfernt von einem, da sollte eine gewisse Sicherheit gegeben sein. Bedenkt auch, ein Verkauf von Pferden über Landesgrenzen hinweg fällt unter das EU-Recht. Das sehen zwar viele Spanier noch anders, aber da Spanien genauso zur EU gehört wie Deutschland oder Österreich, gilt das eben auch für Spanien.

 

7) Messt die Pferde in Spanien persönlich nach oder ...

... zieht pauschal mal 5cm von der Größenangabe des Verkäufers ab. Warum? Weil viele Spanier gerne mal ihre Pferde etwas größer angeben, als sie eigentlich sind. Dabei muss man aber unterscheiden zwischen lediglich 2cm Unterschied (größer oder kleiner), die dadurch entstehen können, dass das Pferd mit den Vorderbeinen nicht gerade steht oder der Boden uneben ist. Oder ob es sich um 5-10cm handelt. Ebenfalls werden gerne mal viel zu lange Hufe in die Größe mit hineingerechnet, anstatt abgezogen. Wer also besonderen Wert auf ein bestimmtes Mindestmaß vom Pferd legt, sollte in jedem Fall vor Ort persönlich nachmessen um sicher zu gehen.

 

8) Lasst Euch die Aufzuchtbedingungen und die Fütterung erklären. Seit Ihr an einem Pferd oder gar an einem Fohlen interessiert, lasst Euch zeigen wie das Pferd/das Fohlöen aufgewachsen ist bzw. aufwähchst. Desto besser die Aufzucht in Sachen Auslauf und Futter, desto besser die Entwicklung des Pferdes/Fohlens und natürlich auch desto besser seine Gesundheit. Unter anderem spielt die Aufzucht, als auch die Fütterung auch bei OCD, neben der Genetik, eine entscheidende Rolle. Daher an dieser Stelle auch noch einmal der Hinweis: Kauft keine Pferde, die Kohl, Zwiebeln und/oder Küchenabfälle zu fressen bekommen, auch wenn sie zusätzlich noch Stroh bekommen. Sowas ist kein Pferdefutter und führt schlicht zu massiven Mangelerscheinungen und kann die Gesundheit massiv beeinträchtigen (leichte Kolikneigung, schlechtes Knochenwachstum im Hinblick auf Dichte, schlechte Sehnenentwicklung, Hautkrankheiten, Stoffwechselstörungen, usw.). Ebenso sollte man zu schnell, zu hoch gewachsene Fohlen kritisch betrachten. Zwar werden diese einem gerne als besonders gesund vermarktet und gern für teures Geld angeboten, jedoch ist zu schnelles Wachstum durch zu energiereiche Fütterung nachweislich ebenso schädlich für das Skelett des Fohlens, wie auch für die Entwicklung seiner Sehnen und Bänder wie eine schlechte Fütterung.

 

Quellen hierzu:

(Link 1: PDF - Stellungnahme der FN-Mitgliederzuchtverbände)

https://www.pferd-aktuell.de/pferdezucht/wissenschaft/ocd-forschungsprojekt/ocd

UND

https://pferd-und-sport.de/wissen/artikel/fuetterung/

Und

http://www.barnboox.de/pferdewissen/pferde-zucht/fohlen-management/fohlenfuetterung-richtig-machen-was-fohlen-und-jungpferde-wirklich/

 

9) Lasst Euch nicht von gut gemachten oder Slowmotion-Videos täuschen. Nur all zu gern werden dem Kunden immer vermehrter Videos in Slowmotion des gewünschten Pferdes präsentiert. Der Hintergrund ist, dass Bewegungen eines Pferdes in Slowmotion natürlich besser erkennbar sind, jedoch auch elastischer und erhabener wirken, als sie eigentlich sind.  Ein Pferd was gute, elastische Bewegungen hat, braucht kein Slowmotion, denn das sieht auch in normaler Geschwindigkeit gut aus. Ebenso werden Pferde sehr gerne auf dem Platz im Freilauf präsentiert, wobei die Pferde sehr häufig durch raschelnde Plastiktüten, auf der Weide neben dem Platz rumlaufende oder tobende Pferde oder gar durch kleffende, mitlaufende Hunde aufgeheizt werden. Dies führt zwar zu optisch unglaublich imposanten und super elastischen Bewegungen, stellt aber nicht im Ansatz das tatsächliche Bewegungsvermögen eines Pferdes dar, da alle Pferde, wenn sie aufgeheizt und aufgeregt sind deutlich elastischer und imposanter laufen. Idealerweise sollte ein Pferd für ein gutes (!) Verkaufsvideo entweder ganz gelassen an der Longe, ohne neben an tobende Pferde oder mitlaufende Hund oder raschelnde Plastiktüten präsentiert werden oder eben - sofern schon geritten - gleich unterm Sattel. Fohlen lässt man einfach neben der Mutter her laufen und filmt das. Daher lasst Euch nicht von gut gemachten Videos blenden und schaut Euch die Pferde immer vor Ort in ruhiger Umgebung in der Bewegung an. 

 

... to be continue.

PRE Hengst Pericon Nadales von der Casa Estanque auf einer Zuchtschau - die er auch gewann ;-)

PRE Hengst Pericon Nadales - gleiche Zuchtschau

Druckversion | Sitemap
© Kathrin Kern