Hier folgt ein kleiner Vergleich auf Grund vieler, vieler Erfahrungsberichte von Bekannten, Freunden und Profis. Selbstverständlich gibt dies nur eine Richtung vor und soll nur der Orientierung dienen, welche Rasse einem persönlich besser zusagt - denn Ausnahmen bestätigen bekanntlich ja die Regel.
Ursprünglich hatten die beiden Rassen, welche heute in getrennt geführten Stutbüchern laufen, einen gemeinsamen Ursprung. Denn das Stutbuch beider Rassen schloss sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als in Spanien der berittene Stierkampf verboten wurde, während er in Portugal weiterhin erlaubt war.
Seither werden die PSL´s und die PRE´s in getrennten Stutbüchern geführt und verfolgten lange auch getrennte Ziele bzw. tun dies heute noch weitgehend. Entsprechend werden nun beide Rassen - die PSL´s, wie auch die PRE´s - in sogenannten "geschlossenen" Stutbüchern gezüchtet. Das heißt, dass ein PSL nur dann ein PSL werden kann, wenn beide Eltern im Zuchtverband der Pure Sangre Lusitanos registriert und gekört sind. Das gleiche gilt für den PRE. Auch hier müssen beide Eltern registriert und gekört sein, allerdings bei der ancce.es. Genaueres hierzu siehe "PRE, PSL oder doch Cruzado?".
Rassetyp PSL:
Generell zeichnen sich PSL´s durch raumgreifende, schwungvolle Bewegungen mit mittelmäßiger Knieaktion aus. Ihre Körpergröße variiert sehr stark zwischen 1,55-1,70, je nach "Zuchtrichtung". Sie sind sehr mutige, gehorsame und absolut sitzbequeme Pferde im barocken Pferdetyp mit kräftigen Hälsen, Gruppen und Schultern, dafür aber langen, schlanken Beinen. Jedoch sind PSL´s auf Grund dessen, dass die Zucht doch noch mehr Augenmerk auf den Stierkampf legt, sensibler und für Anfänger oder unerfahrene Reiter eher nicht zu empfehlen.
Der Lusitano unterscheidet sich grob in 4 Hautpzuchtlinien:
Veiga, Andrade, Coudelaria Nacional und Alter Réal.
Das Gestüt Veiga wurde von Anfang an mit rein portugiesischen Linien gegründet, ohne Einkreuzung von spanischen Pferden. Die Pferde aus dieser Zucht waren und sind begehrt für den Stierkampf. Die Veigas besitzen ein sehr ausgeprägtes konvexes Profil mit langem Kopf und einen kompakten Körperbau. Sie sind eher die kleineren PSLs. Darüber hinaus sind Bewegungen dieser Pferde teilweise noch mit viel Knieaktion. Im allgemeinen sind die Veigas deutlichst temperament- und kraftvoller, wie auch sensibler und DEFINITIV NICHTS für Anfänger oder unerfahrene, ängstliche Reiter.
Die Basis der Andrade-PSLs basiert auf sechs portugisischen Stuten und 2 spanischen Hengsten. Entsprechend sind die Köpfe der Andrades eher gerade und weniger konvex. Auch sind sie als etwas ruhiger und größer als die Veigas und auch ruhiger und nicht ganz so hochsensibel wie die Veigas. Ihre Eignung findet sich heute häufig im Dressur- und Springsport wieder, aber auch in der Working Equitation und der Doma Vaquera.
1891 wurde das Nationalgestüt Coudelaria Nacional de Fonte Boa gegründet, in dem neben Lusitanos auch Vollblutaraber und Sorraias gezüchtet werden. Zum Aufbau der Zucht wurde ebenfalls spanisches Blut verwendet, was auch bei dieser PSL-Linie zu ruhigeren und größeren Pferden führt als die Veiga-Linie. Sie eignen sich - wie die Andrade-PSL´s - besonders gut für Dressur und Springen, Working Equitation und Doma Vaquera.
Im Jahre 1748 wurde vom portugiesischen Herrscherhaus Braganza in Ville de Portel das erste Alter-Réal-Gestüt mit spanischen Stuten und portugisischen Hengsten gegründet. Durch einige Niederschläge dieser Zuchtlinie kam es - bis zur Schließung des Stutbuches - zur weiteren Einkreuzung von Arabern und Berbern. Die Pferde der Alter Real-Basis sind durch den arabischen Einfluss auch eher heißblütiger, sensibler und etwas kleiner und darüberh hinaus weniger etwas für Anfänger oder ängstliche Reiter.
Rassetyp PRE:
Wie die PSL´s sind die PRE´s Pferde im barocken Typ mit kräftigen Häsen, geschwungenen Rücken und runden Gruppen. Da die PRE´s, nachdem der berittene Stierkampf in Spanien verboten wurde, mehr auf Show und Kutsche gezüchtet wurden, wurde mehr Wert auf expressive Bewegungen gelegt, als auf die typischen Eigenschaften eines Stierkampfpferdes. So kam es, dass viele heutige PRE´s sich durch eine hohe Knieaktion mit mal mehr, mal weniger Raumgriff auszeichnen. Die übliche Größe der PRE´s liegt zwischen 1,55-1,65, jedoch werden zunehmend immer mehr "Riesen-PRE´s" mit über 1,70 gezüchtet. Typisch für die PRE´s ist absoluter Gehorsam, ein genügsames Wesen, welches viele Fehler verzeiht und ein hoher Sitzkomfort. Erst seit einigen Jahren bis Jahrzehnten wird die Zucht vermehrt auf den Einsatz in der Dressur umgestellt. So kommt es, dass es auch in der PRE-Zucht verschiedene, besonders einflussreiche Zuchtlinien gibt:
Cartujanos - die Pferde des berühmte Kandarenbrandes:
Cartujanopferde zeichnen sich durch besonders viel Gehorsam, Willigkeit und Sensibilität aus. Darüber hinaus sind sie die bedeutensten Begründer der PRE´s, auf deren Pferden fast alle anderen Zuchtlinien aufbauen. Heutige Cartujanos zeichnen sich durch einen etwas zierlicheren Körperbau, einen geraden, zierlichen Kopf und besonders weiches Deckhaar aus. Jedoch entsprechen sie von ihren Bewegungen her dem alten Typ mit besonders hoher Knieaktion.
Yeguada Millitär (YM) - die Pferde des spanischen Millitärs:
Die Linie der Yeguada Militar basiert nicht wirklich auf einer separaten Blutlinie, da das spanische Militär in der Vergangenheit vermehrt auf alte Zuchtlinien wie Miura, Baones, Guerrero, Escalera usw. setzte, welche sich durch besonders hohe Funktionalität, wie auch ruhigem, lenkbaren Temperament auszeichnen. Jedoch entwickelte das spanische Staatsgestüt daraus eine eigene, sehr bedeutende Linie. Heute wird das Blut der YM in den Nachkommen von Maluso und Agente "deutlich", den beiden bedeutensten Vererbern des spanischen Millitärgestüts. Auf Grund der strengen Selektionskriterien sind Pferde mit hohem Anteil der YM daher meist von deutlich höherer Quaität, Funktionalität und ausgeglichenerem Charakter.
Escalera - eine der ältesten Linien der PRE-Zucht:
Die Escalera-Linie stellt eine der ältesten Linien in Spanien dar und ist das Ergebnis eines konsequenten Zuchtprogramms einer Familie, das auf mehr als 200 Jahre zurückgeht. Besonderes Merkmal der Escalerapferde ist eine hohe Funktionalität, physische Stärke, Rittigkeit und überragende Bewegungen. Die Basis der Escalerapferde waren überwiegend braune Stuten, mit seltenen Ausnahmen von Rappen, welche dann mit den besten und bewegungsstärksten Hengsten der Yeguada Militär bedeckt wurden. Aus diesem Grund sind Escalerapferde besonders für die Dressur geeignet und auf sämtlichen Zuchtschauen immer auf den vorderen Plätzen vertreten.
Weitere besonders bekannte Linien, welche sich besonders im Pedigree dressurbetonter PREs wiederfinden sind:
Cardenas, Guardiola Fantoni, Lovera, Benitez, Lazo Diaz, Bocado, Terry, Miura, Boloix, Guerrero, Baones.
Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren der Trend zum "farbigen" PRE als weitere Zuchtlinie herausgestellt:
Unter "farbigen" PRE´s versteht man Falben, Palominos, Cremellos, Perlinos, Albinos und Füchse, usw. Der Schwerpunkt dieser Zuchtrichtungen liegt auf der besonderen Farbe. Da noch relativ wenige Pferde mit farbvererbenden Genen vorhanden sind, ist die Auswahl an geeigneten Zuchttieren schwer, weshalb PRE´s mit so speziellen Farben fast nie an die Bewegungen und den Charakter von PRE´s alter, bewährer Zuchtlinien, mit Fokus auf Funktionalität, herankommen. Dem Leien mag dies zwar nicht sofort auffallen, jedoch lässt sich bei genauer Betrachtung feststellen, dass es "farbigen" PRE´s meistens an Schwung, Schulterfreiheit und Durchlässigkeit fehlt. Die Bewegungen farbiger PRE´s sind daher oft entweder deutlich flacher und weniger erhaben oder aber sehr hoch, bei wenig Raumgriff und viel Campaneo, jedoch mit verminderter Elastizität, fast immer aber ein deutlich schlechterer Schritt, was wiederum auf die geringere Elastizität zurück zu führen ist. Ausnahmen bestätigen aber natürlich wie immer die Regel und auch in Sachen Farb-PREs wird die Zuchtauswahl stetig besser.
Besonders bekannte Züchter farbiger PRE´s sind:
Yeguada el bayo, Yeguada Paco Marti, Yeguada Antares, Yeguada Valle Minor, Yeguada las Cadenas.